Tonight! Charles opens new concert season as principal guest conductor with Thüringen Philharmonic
1. Sinfoniekonzert - Das liebliche Ungeheuer
Klavier: Sheng Cai Dirigent:
Mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach
Louis Spohr: Ouvertüre zur Oper „Faust“ op. 60 Carl Maria von Weber: Klavierkonzert Nr. 2 Es-Dur op. 32 * Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
* Uraufführung in Gotha am 17. Dezember 1812 – Herzog Emil Leopold August von Sachsen-Gotha und Altenburg gewidmet
Mit nostalgischen und zugleich ehrerbietenden Worten betrauerte Johannes Brahms den Verlust Louis Spohrs, der ein Bindeglied zwischen der klassischen und romantischen Musikepoche darstellte: „Spohr ist tot! Wohl der Letzte, der noch schöneren Kunstepochen angehörte, als wir jetzt eine durchmachen“. Brahms zählte zu den großen Bewunderern Spohrs und dies nicht ohne Grund, denn mit ihm verlor die Musikwelt einen bedeutenden und maßstabsetzenden Violinvirtuosen, Orchestererzieher und Komponisten. Als Klangerneuerer hegte er eine große Begeisterung für die mystischen Stoffe in der Literatur mit rätselhaftmagischen und ungeheuren Gestalten – so auch in der Oper „Faust“ op. 60, die sich nicht auf Goethes Drama, sondern auf ein Bühnenstück und Gedicht von Friedrich Maximilian Klinger und Heinrich von Kleist bezieht. Bereits während der Ouvertüre erklingt das furiose, mephistophelische Höllenmotiv, durch das Fausts Schicksal besiegelt wird. Rund drei Jahre nach der Fertigstellung der Partitur erlangte Carl Maria von Weber Kenntnis von Spohrs romantischer Oper und brachte sie 1816 im Prager Ständetheater zu einer erfolgreichen Uraufführung – die musikalische Leitung übernahm Weber höchstpersönlich. Das Verhältnis zwischen Spohr und Weber war ein gutes und überaus wertschätzendes. Beide kannten sich noch aus ihrer gemeinsamen Gothaer Zeit: Karoline Amalie von Hessen-Kassel richtete 1812 das Deutsche Musikfest in der Margarethenkirche in Gotha aus, bei dem Carl Maria von Weber als Pianist und Louis Spohr als Dirigent der Gothaer Hofkapelle mitwirkten. Das Klavierkonzert Nr. 2 in Es-Dur op. 32 widmete Weber Herzog Emil Leopold August von Sachsen-Gotha und Altenburg, dem Gemahl Karoline Amalies. Anno 1877, rund ein Jahr nach der Uraufführung seiner Sinfonie Nr. 1, ließ Johannes Brahms eine zweite folgen – diese war allerdings von ganz anderer und neuartiger Wesensart: Es handelt sich um ein Orchesteridyll von gelöster Heiterkeit. Sie ist ein musikalisches Zeugnis der Brahms’schen Naturverbundenheit und wird meist als vermeintliches Äquivalent zur „Pastorale“ Beethovens angesehen. Doch seinem Verleger Fritz Simrock gegenüber enthüllte Brahms die Vielgestalt seiner Sinfonie: Man solle sich durch den idyllischen Charakter des Stücks nicht täuschen lassen – sie besäße auch ein melancholisch-elegisches Kolorit, weshalb er die Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 auch als sein „neues liebliches Ungeheuer“ bezeichnete.
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